30.06.05 - Aus Stroh Gold spinnen

Schon die Gebrüder Grimm erzählten vor 200 Jahren von Rumpelstilzchen, das aus Stroh Gold gesponnen hat. Was das Spinnen angeht, kann Rumpelstilzchen heute als der erste Landwirt, der regenerative Energien genutzt hat, in die Geschichte eingehen.

Mit den Möglichkeiten, die sich den Landwirten mit einer Biogasanlage erschließen, wird das „Stroh zu Gold spinnen“ Wirklichkeit. Das Gold fließt jedoch nicht nur in Form von Kilowattstunden, sondern auch in der
Reduzierung von CO2-Emissionen und zum globalen Klimaschutz.

Mist und Gülle als natürliches Abfallprodukt in der Landwirtschaft wird normalerweise - sind die Gruben voll und die Haufen hoch genug - auf den Feldern ausgebracht um dort ihre düngende Wirkung zu entfalten. Aber es steckt mehr in diesen, für die typische Landluft verantwortlichen, tierischen Ausscheidungen. Denn wird Gülle und Mist vergoren, entsteht Biogas, das zur Stromgewinnung genutzt werden kann. Die „Biogasgülle“, die erst nach dem Gärungsprozess auf Feldern für Wachstum sorgt, hat eine sehr viel bessere Düngwirkung als unvergorene Jauche.
Durch die Mineralisierung wird das C/N-Verhältnis eingeengt und sie wird pflanzenverträglicher. Selbst als Kopfdünger während der Wachstumsphase lässt sie sich einsetzen und ersetzt Mineraldünger. Durch den starken Abbau der geruchsintensiven Stoffe wie flüchtige Fettsäuren oder Phenole werden die Geruchs-Emissionen reduziert.
Die Pump- und Fließfähigkeit nimmt zu und die Ausbringung wird erleichtert. Unkrautsamen können nur noch spärlich keimen und die Anzahl pathogener Keime reduziert sich durch den Vergärungsprozess. Die Kosteneinsparungen im Düngemittelbereich und Schonung der Pflanzen sind für sich genommen schon ein guter Grund für Bauern und Nebenerwerbslandwirte sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Damit auch die wirtschaftliche Seite stimmt und Investitionen in eine Biogasanlage auch finanziell attraktiv sind, hat die Bundesregierung die Förderung von Stromerzeugung durch Biogas in ihrem Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) verankert. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt die Erzeugung von thermischer und elektrischer Energie. Diese kann zur Deckung des Wärmebedarfs der Gebäudeheizung und Brauchwassererwärmung genutzt werden. Die Erzeugung elektrischer Energie wird für Anlagen bis einschließlich einer installierten Leistung von 150kW mit mindestens 19,5 Cent vergütet.

Um sich von den Vorzügen und der Machbarkeit einer Biogasanlage in Betrieb zu überzeugen, lädt das Forum regenerative Energien der Agenda 21 Gruppe aus Katzenelnbogen zu einer Besichtigung auf den Hof Bernhard Höhler nach Brechen ein. Die Biogasanlage auf dem Lindenhof wird mit Gülle und Festmist von 190 Milchkühen sowie Maissilage betrieben. In seinem Blockheizkraftwerk (BHKW) produziert der Landwirt jährlich rund 1,5 Mio. Kilowattstunden Strom, die ins Netz eingespeist werden.

Interessierte Nutzer und Investoren sind eingeladen, am 30. Juni diese Anlage zu besichtigen. Abfahrt ist um 17 Uhr, Treffpunkt Parkplatz Weiherwiese in Katzenelnbogen. Es werden Fahrgemeinschaften gebildet. Die Rückfahrt ist für 20 Uhr geplant.
Für weitere Informationen stehen Rainer Gediga (06486-7304) und Dieter Seelbach (06486-901832) zur Verfügung.

29 Jun 2005 von Bärbel Ritter

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